Ep. 7 - Laryngospasmus - Top of the Tops
- norbertaeppli
- 11. Juli 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Sept. 2023
Heute habe ich sehr unterschiedliche Elemente in dieser Wort zum Sonntag Ausgabe.
Einerseits habe ich alle Episoden in meine Notion-App integriert. Somit wären alle Episoden jederzeit über folgenden Link einsehbar.
Zudem möchte ich heute mit der Mini-Serie "Top of the Tops" starten, die Themen beleuchtet, welche wir tagtäglich antreffen und euch in eurem anästhesiologischen Leben weiterhin sehr oft beschäftigen werden. In der Ausbildungsphase (und auch als Facharzt) ist es zum Teil schwierig abzuschätzen, welches Wissen im klinischen Alltag von Nutzen ist und was seltene Themen oder Situationen sind. Mit dieser Serie möchte ich ein bisschen den Fokus auf die alltäglichen Basics legen, von welchen ich täglich mindestens ein Thema immer erlebe.
Für diese Mini-Serie sind mir vorerst untenstehende Themen eingefallen. Es sind meistens relativ banale Situationen (in der Regel hämondynamische oder pulmonale Probleme), welche aber sehr schnell sehr kritisch werden können. Ich finde es deshalb sehr wichtig, dass das Wissen zu diesen Themen bei euch so schnell wie möglich fest verankert wird/ist, um es jederzeit wie aus der Kanone blind abfeuern zu können (sogenanntes Kanonenwissen). Es heisst aber auch nicht, dass ihr solche Situationen alleine bewältigen solltet, auch wenn ihr wisst was zu tun ist. Unbedingt immer euren OA mit ins Boot holen, denn meine Ausführungen sind bei weitem nicht abschliessend und es gibt immer etwas, dass ich vergessen habe in dieser Mini-Serie zu erwähnen!
Laryngospasmus und Larynxmaske
Erhöhtes CO2 während einer Laparoskopie
Intraoperativer erhöhter Beatmungsdruck
akute hämodynamische Instabilität unmittelbar nach Spinalanästhesie (z.B. Sectio)
HOP-Killers
Telefon aus dem AWR
Schmerz
Hf/BD zu hoch/zu tief
Die Liste wird wahrscheinlich im Verlauf noch ergänzt
Heute als Gast: Die LM und der Spasmus.
Diese Woche erhielt ich ein Telefon von einer Pflege, welche ein Beatmungsproblem bei einem 40j-Patienten hatte (Perianalabszess in LM in einer Sevo-Narkose mit Ultiva-TIVA, ASA 1 Pat). Ich komme in den Saal und sehe, dass wir keine CO2 Kurve haben und sage "wir haben kein CO2", die Pflege sagt "ich weiss". Ich bin davon ausgegangen, dass die Pflege die Tatsache vom fehlenden CO2 bereits bemerkt hat, trotzdem ist es wichtig dies anzusprechen und das Problem beim Namen zu nennen, um doch allfällige Missverständnisse oder Fehlannahmen zu verhindern.
So, und was macht ihr nun? Versucht euch jedes Detail von euren Massnahmen vorzustellen. Es gibt so viele Dinge zu tun und ganz allgemein soll man die Dinge, welche wenig Zeit benötigen UND einen wichtigen Einfluss haben zuerst machen. Eine der ersten Massnahme ist weitere Personen/Hilfe zu mobilisieren.
Die Pflege hatte den Beutel in der Hand und versuchte manuell Luft in den Patienten zu bringen und sagte sie habe bereits schon einen Ultivabolus gegeben (beides absolut korrekte Massnahmen).
Ich habe den Sauerstoff auf 100% erhöht und das restliche Propofol von der Einleitungsspritze verabreicht (50mg). Ultiva alleine genügt nicht immer und kann in seltenen Fällen zu einer ausgeprägten Thoraxrigidität führen, wenn vorher nicht Propofol gegeben wurde (v.a. bei Kinder). Deshalb unbedingt immer Propofol mit dazugeben. Bei TCI genügt es nicht wenn ihr von einer Zielkonzentration von 2.2 auf 2.5 oder 3.0 erhöht (achtet euch mal wieviel mg Bolus solch eine kleine Erhöhung entspricht). Ich würde auf 5 oder 6 ng/ml gehen um einen entsprechend hohen Bolus zu erreichen (ggf mit Ephedrin nachspülen bei Risikopatienten).
Da wir immer noch kein CO2 hatten, haben wir noch 15mg Tracrium gegeben (Sättigung war immer noch bei 100%). Je nach resp. Situation muss man zum Teil eine volle Intubations- oder RSI-Dosis geben (dann am besten Succinylcholin, ansonsten wartet man sehr lange bis das Tracrium wieder abgebaut ist). Nach kurzer Zeit normalisierte sich die Situation wieder.
Die Prävention des Laryngospasmus bei einer LM ist genauso wichtig wie die Therapie. Welcher Parameter am Respi/Monitor verändert sich zuerst, wenn der Patient langsam richtung Spasmus geht?
Das Tidalvolumen bez. das AMV! (und Unregelmässigkeiten in der CO2-Kurve)
Es lohnt sich deshalb die Alarmgrenzen vom AMV entsprechend eng zu haben und häufig einen Blick auf die CO2 Kurve zu werfen um einerseits den Normalzustand zu kennen und allfällige Veränderungen/Irregularitäten früh zu registrieren. Im weiteren Verlauf können noch Dinge wie Erreichen von Pmax, Anstieg von BD/Hf/BIS dazukommen, jedoch sind das eher späte Zeichen.
Nochmals zusammengefasst die Massnahmen:
O2 auf 100% und OA/Hilfe rufen (
Propofol/Ultiva-Bolus
Info an Operateur und sagen er solle kurz eine Pause machen. Der chirurgische Reiz in Kombination mit der oberflächlichen Anästhesie ist schlussendlich die Ursache für den Spasmus. Proktologische OPs führen dabei die Rangliste der Spasmus-verursachenden OPs mit Abstand an. Lange Zeit passiert nix und plötzlich zwickts in einer Region, welche sehr schmerzempfindlich ist.
Manuelle Beatmung. Versuchen mit langsamen Beatmungsversuche ein bisschen Luft durchzubringen (oft P insp etwas über 20mbar)
Relaxation (Tracrium oder Succi)
in extremen Fällen: LM raus und Intubation
Hier noch ein Link zu einem Youtube-Video, welches einen Laryngospasmus in voller Aktion zeigt (merci Corina für den Link).
Sehr empfehlenswert ist die Seite 15 unserer Notfallcheckliste als Ausbildungsgrundlage, aber auch als Checkliste im Ernstfall um nichts zu vergessen:

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