Ep. 21 - Inspiratorische Terminierung und P 0.1
- norbertaeppli
- 17. Okt. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Hallo zusammen
Heute etwas zur Beatmung, auch in Anlehnung an die Fortbildung von vorletztem Montag. Dort hatten wir kurz die inspiratorische Terminierung gestreift.
Bei meiner Recherche bin ich auf ein Buch über Beatmung gestossen, welches das Thema (und auch weitere Kapitel) sehr anschaulich erklärt hat. Das Buch gibt es gratis als PDF zum Download und heisst «Beatmung für Einsteiger» von Hartmut Lang, 2019. Als eines der wenigen mir bekannten Bücher hat es einen hohen Bezug zur Praxis und macht viele Beispiele welche Effekte zu erwarten sind, wenn man einen Parameter hoch- oder runterreguliert. Link zum Buch: https://www.vdpb-bayern.de/wp-content/uploads/2020/04/2020_Book_BeatmungFürEinsteiger.pdf
Ich habe folgende Kapitel überflogen und kann sie sehr empfehlen!
Seite 230, 29.4.3 Exspirationstrigger (=inspiratorische Terminierung -> ist vor allem für NIV präklinisch sehr relevant) Seite 333, 38.6.2 Atemwegsokklusionsdruck (P 0.1, ist vor allem für die IPS und das Abschätzen der Atemanstrenung und somit des Weaningfortschritts relevant)
Unten habe ich mal die Passagen aus dem Buch eingefügt. Ich würde sie aber unbedingt im Buch nachlesen um die entsprechenden Grafiken auch anschauen zu können:
29.4.3 Exspirationstrigger Ein Patient atmet im ASB bzw. PSV-Modus spontan und erhält eine Luftdruckunterstützung. Das Beatmungsgerät muss auch erkennen, wann die eigene Einatmung beendet ist und die Ausatmung beginnen soll. Dafür gibt es den Beatmungsparameter „Exspirationstrigger“.
Funktionsprinzip Exspirationstrigger Das Beatmungsgerät misst ständig den erzeugten inspiratorischen Luftfluss (Flow). Relativ rasch, meist schon zum Beginn der Einatmung wird eine maximale Luftflussgeschwindigkeit erreicht (PIF). Dieser Wert wird vom Beatmungsgerät gespeichert und mit dem Wert 100 % gleichgesetzt. Im weiteren Verlauf der Einatmung bzw. Inspiration nimmt der Luftfluss immer weiter ab. Ab einem gewissen Wert, den wir als Anwender mit dem Parameter „ETS“ einstellen, wird die Ausatmung eingeleitet (. Abb. 29.14). Dieser Wert ist variabel einstellbar, beträgt in der Praxis meistens 25 % und bedeutet dann: Wenn der Luftfluss so weit abfällt, dass nur noch eine Luftflussgeschwindigkeit von 25 % der zuvor gemessenen maximalen Luftflussgeschwindigkeit erreicht ist (PIF), wird die Ausatmung eingeleitet. Je geringer die %-Zahl ist, desto später wird die Ausatmung eingeleitet/ausgelöst (. Abb. 29.14 links). Je höher die %-Zahl ist, desto früher wird die Ausatmung eingeleitet/ausgelöst (. Abb. 29.14 rechts).
ETS mit niedriger %-Zahl eingestellt Wenn ETS real <25% ist, dauert die Einatmung länger und die Ausatmung ist eventuell erschwert. Obacht: Diese Einstellung <25 % kann dazu führen, dass der Patient pressen muss, um auszuatmen. Dieses Pressen führt wieder zur Erschöpfung.
ETS mit hoher %-Zahl eingestellt Ist ETS auf > 40 % eingestellt, so wird die Einatmung kürzer und die Ausatmung evtl. erleichtert. Das bietet für den Patienten (auch im Selbstversuch so erfahren !) den Vorteil einer erleichterten Ausatmung. Der Patient muss nicht angestrengt und „kräfteraubend“ pressen, damit ausgeatmet werden kann.
Praxistipp Für die NIV-Beatmung mit Druckunterstützung kann es für den Patienten vorteilhaft sein, wenn die ETS Funktion auf einen Wert zwischen 40-50 % eingestellt wird. Die Luft kann ohne Pressen ausgeatmet werden. Für Patienten mit respiratorischer Insuffizienz kann es vorteilhaft sein, wenn die ETS-Funktion auf einen Wert kleiner als <25% eingestellt wird. Das gibt den Menschen das Gefühl, ausreichend lange einatmen zu können.
38.6.2 Atemwegsokklusionsdruck Der Atemwegsokklusionsdruck (P 0.1) ist ein Maß für den zentralen Atemantrieb unter Spontanatmung und somit ein Maß für die Atemanstrengung, die ein Patient für seinen nächsten Atemzug aufbringen muss. Es ist eine Aussage über die Belastung der Atemmuskulatur. Der Okklusionsdruck ist als Messmanöver in allen Respiratoren der Fa. Dräger enthalten und damit leicht verfügbar. Der Patient atmet im CPAP-ASB bzw. SPN-PS-Modus. Wenn er im Rahmen der Inspiration einen Unterdruck von -0,5 mbar (unterhalb eines PEEP-Niveaus) aufbringt, beginnt die Messung. Für 100 ms (0,1 s) werden die Ventile geschlossen. Der zweite Druckwert wird nach Ablauf der 100 ms (0,1 s) gemessen. Das Inspirationsventil öffnet sich wieder und der Patient kann normal weiteratmen. Bei -0,5 mbar wird der P1-Wert gemessen. Der Wert, der nach 100 ms gemessen wird, ist der P2-Wert. Die Differenz von P2 – P1 ist der Okklusionsdruck P0.1. Die Normalwerte liegen zwischen 1-4 mbar (. Abb. 38.3).
Aussagefähigkeit des P0.1 Bei Werten >6 mbar wird vom Patienten eine erhöhte Atemanstrengung geleistet, die er nicht dauerhaft aufrechterhalten kann. Es droht eine respiratorische Erschöpfung. Damit ein Weaningversagen. Mit Hilfe des Okklusionsdruckes kann die beginnende Erschöpfung angezeigt werden. Bei frühzeitigem Erkennen kann entsprechend darauf reagiert und die Einstellung des Respirators den Patientenbedürfnissen anpasst werden. Bei Dräger-Respiratoren kann für die P0.1-Messung ein zeitliches Intervall eingestellt werden, die sog. P0.1-Session. Ähnlich wie bei dem RSB beschrieben, soll der P0.1-Wert dauerhaft kleiner als 4 bleiben. Er soll auch bei der Reduzierung der Druckunterstützung unterhalb von 4 verbleiben, denn dann darf davon ausgegangen werden, dass die Belastung der Atemmuskulatur nicht zu groß ist.
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