Ep. 113 - NAP 4
- norbertaeppli
- 30. Juli 2023
- 2 Min. Lesezeit
Hallo zusammen
NAP 4 ist eine grosse und wichtige Arbeit in der Airwaywelt, welche sich lohnt etwas genauer zu betrachten (wurde auch schon einige Male erwähnt auf dieser Homepage). Im United Kingdom wurde 2008 und 2009 alle Atemwegszwischenfälle mit dem entsprechendem Management erfasst.
Eine sehr schöne Grafik mit den wichtigsten Punkte gibt es von "The Critical Practitioner" auf Twitter:

Zu diesen paar Punkte möchte ich noch eigenen Senf beisteuern:
Poor Assessment
Evaluation der Airwayanatomie
Evaluation des Aspirationsrisikos
Geht davon aus, dass jeder Patient präklinsch, im Schockraum und auf der IPS ein viel höheres Aspirationsrisiko hat als der elektive OP-Patient im OP
Sucht aktiv nach Hinweise dafür: Anamnese, Opiatkonsum, Magenultraschall, etc
Die Aspiration war im elektiven Anästhesiesetting der häufigste Zwischenfall und häufigste Todesursache
Poor planing / failure to plan for failure / poor judgement
Dies ist wahrscheinlich der wichtigste Punkt
legt euch Plan B und C fest und kommuniziert diesen auch.
optimiert den ersten Intubationsversuch (der erste Versuch muss der Beste sein)
Fokus auf Präoxygenation: Ramping Position / ggf. mit PEEP / ggf mit Nasenbrille für apnoische Oyxgenation / CO2-Messung bereits integriert
Auf Aspiration vorbereitet sein: Sugi läuft (falls möglich zweite Sugi ebenfalls vorhanden, falls die Erste verstopft. Genug grosse Absauginstrumente (Yankauer, 6er Tubus, DuCanto, ...).
Intubation in kritischen Situationen immer mit Videolaryngoskop
Narkoseeinleitungen auf der IPS / präklinisch / im Schockraum hatten proportional eine viel höhere Zwischenfallsrate als im elektiven OP-Business
Beste Bedingungen für den ersten Laryngoskopieversuch
Assistenzperson kann BURP live anpassen
Assistenzperson kann gezielter absaugen und Yankauer im Ösophagus versenken.
Bei Hinweisen auf sehr schwierigen Atemweg bereitet euch das Set für den Front of Neck Access vor und tastet und markiert euch schon mal die entsprechende Stelle.
Jeder von uns möchte möglichst nicht bis zu diesem Schritt gelangen, jedoch sollte diese Massnahme nicht unnötig verzögert werden. Heisst das Management davor (Maske / Laryngoskopie / LAMA) sollte möglichst zügig abgearbeitet werden und nichts von dem funktioniert, soll das so im Team offen kommuniziert werden und die Konsequenzen mit dem FONA eingeleitet werden. Weiter führender Input -> der Vortexapproach.
Repeated Attempts
Vermeidet wiederholtes Rumstochern mit dem Tubus und optimiert fortlaufend vor dem nächsten Versuch. BURP, Kopf anders lagern lassen, Führungsstab oder Bougie anders biegen, Wechsel von Spatel.
Genug frühes Abbrechen der Laryngoskopie (bevor SO2 unter 90% fällt, O2 Bindungskurve fällt in diesem Bereich sehr steil ab) und grosszügiges Aufsättigen mit Maskenbeatmung (sanfte Beatmungen).
Bei Kinder noch grosszügiger Laryngoskopie abbrechen bei Problemen und eine Larynxmaske einsetzen (Kinder haben sehr geringe oxygenatorische Reserven). Es ist auch sehr legitim eine LAMA als primäres Atemwegdevice einzulegen und auf die Laryngoskopie ganz zu verzichten.
fiberoptische Intubation
wurde in vielen Airwayzwischenfällen im NAP 4 zu wenig eingesetzt
Adipositas
in 40% der Fälle war der BMI > 30
Atemweg kann sehr schwierig sein (Maskenbeatmung und Laryngoskopie)
Oxygenatorische Reserven noch geringer als bei normalem Gewicht.
Ähnliche Konstellation findet sich bei Schwangeren im Rahmen von Blitzsectios.
Links:
offizielle Homepage mit sehr kurzer Zusammenfassung
Es loht sich wirklich die folgenden zwei Zusammenfassungen zu lesen.
Zusammenfassung des Anästhesieteils
Zusammenfassung des Notfall- und IPS-Teils
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